Paradontitis beim Hund

Unter Paradontitis versteht man eine, über längeren Zeitraum (chronisch) bestehende und nicht heilbare (irreversible) Entzündung des Zahnhalteapparates. Zu diesem zählen das Zahnfleisch (Gingiva), das Zahnfach (Alveole) und die knöcherne Zahnfachwand (Lamina Dura), welche die Zahnwurzel umgibt.

 

Rote Linie: Hier sollte sich der Kieferknochen befinden. Unter dieser Linie hat sich der Knochen bereits durch eine Paradontitis zurückgebildet.

Grüne Linie: Infektion an den Zahnwurzelspitzen.

Orange Linie: Zahnwurzelrest

 

Wer ist davon betroffen?

Grundsätzlich können alle Hunderassen ab einem Alter von 2 Jahren an dieser Krankheit leiden. Sie wird jedoch durch ein paar Faktoren begünstigt:

  • Immunsuppression
    bei immungeschwächten Hunden kann die Entzündungsreaktion nur schwer vom Körper bekämpft werden und eine Paradontits kann sich besser manifestieren.
  • Stoffwechselkrankheiten
    Hunde, die an Diabetes leiden oder nierenkrank sind, haben ein höheres Risiko an Paradontitis zu erkranken.
  • Zahnfehlstellungen
    jede Fehlstellung der Zähne begünstigt Zahnstein und somit auch eine Entzündung des Zahnhalteapparates.
  • kleine Hunderassen
    sogenannte „Toy Rassen“, wie Chihuahuas, Malteser, Pudel und viele mehr erkranken häufiger an einer Paradontitis. Dies liegt hauptsächlich daran, dass kleinere Hunderassen nicht besonders gerne und wenig kauen.

 

In der heutigen Zeit leiden bereits über 80% aller Hunde über 2 Jahren an dieser Krankheit. Leider wird sie oft nicht diagnostiziert und bleibt so meist unbehandelt.

 

Wie entwickelt sich Paradontitis?

Zu Beginn der Krankheit entsteht eine Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis). Diese wird durch Bildung von Plaque um die Zahnhälse herum ausgelöst. Wird der Plaque rechtzeitig durch eine professionelle Zahnreinigung entfernt, ist die Erkrankung heilbar. Geschieht dies nicht, vermehren sich die beteiligten Bakterien und die Entzündung schreitet voran. In weiterer Folge greift die Infektion den Zahnhalteapparat und den umliegenden Kieferknochen (Osteomyelitis) an. Durch die fortschreitende Schädigung lockern sich die Zähne – dies führt im „besten“ Fall zum Verlust dieser. Meistens kommt es jedoch durch die absteigende Infektion entlang des Zahnfaches zu einer Entzündung der Wurzelspitzen. Daraus resultiert die Bildung einer Fistel (Austritt von Eiter aus dem infizierten Kieferknochen), großflächige Ausbreitung über den Kieferknochen und die Verteilung der Bakterien über die Blutbahn (Sepsis). In sehr schweren Fällen kann sich die Infektion der Wurzelspitze, vor allem im Oberkiefer, bis in den Bereich der Augen ausbreiten und so zu Abszessen unter dem Augapfel führen.

 

Wurzelspitzeninfektion des P4 im Oberkiefer mit Bildung eines Fistelkanales.

Welche Symptome sind zu erwarten?

  • stinkender Maulgeruch (Foetor ex ore)
  • Beläge an den Zähnen (Plaque) oder bereits Zahnsteinbildung (Calculus dentis)
  • Begeisterung für Spiele lässt nach – vor allem bei Zieh- und Zerrspielen
  • Zurückziehen und Lustlosigkeit
  • vermehrte Müdigkeit

Rote Linie: Hier sollte sich der Kieferknochen befinden. Unter dieser Linie hat sich der Knochen bereits durch eine Paradontitis zurückgebildet.

Grüne Linie: Infektion an den Zahnwurzelspitzen.

Wie wird die Diagnose gestellt und wie erfolgt die Behandlung bei Verdacht auf Paradontitis?

Eine genaue Untersuchung der Maulhöhle kann bei Hund und Katze nur in Sedierung durchgeführt werden. Zuallererst wird der vollständige Paradontalstatus erhoben.

Hierzu zählen:

  • Zahnfleischentzündung (Gingivitis): Vorhandensein und Grad
  • Zahnfleischtaschen: Vorhandensein und Tiefe
  • Beläge (Plaque)/Zahnstein (Calculus dentis): Vorhandensein und Grad
  • freiliegende Gabelungen der Zahnwurzel (Furkationen): Vorhandensein und Grad

Ist dies geschehen, werden Röntgenbilder aller Zähne und deren Wurzeln mit einem speziellen Dentalröntgengerät angefertigt. So können Infektionen der Wurzeln, abgebrochene Wurzelreste, Rückgang des Kieferknochens und vieles mehr detektiert werden. Aufgrund des erhobenen Paradontalstatus und der Röntgenbilder fällt die Entscheidung, ob stark geschädigte Zähne vorhanden sind und diese chirurgisch entfernt werden müssen. Die Zähne, welche keine Schädigung aufweisen und somit im Maul verbleiben können, werden einer professionellen Zahnreinigung mittels Ultraschallscaler, Zahnkürretten und anschließender Politur unterzogen.

Was soll ich machen, wenn mein Welpe eine Kieferfehlstellung oder persistierende Milchzähne hat?

Es ist wichtig, diese Probleme so schnell als Möglich zu beheben, um weitere Fehlstellungen vorzubeugen. Persistierende Zähne sollten, sobald die bleibenden Zähne zum Vorschein kommen, von Ihrem Zahntierarzt entfernt werden. Korrekturen von Zahnfehlstellungen müssen zeitnah vorgenommen werden, vor allem wenn es bereits zu einem traumatischen Einbiss kommt. Auch Hunde bekommen Zahnspangen 😊.

Sollte Ihr Hund eine diagnostizierte Fehlstellung im Gebiss aufweisen, informieren Sie bitte auf jeden Fall den Züchter.

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